Stabiles Ausbildungsangebot, leicht sinkende Nachfrage, mehr unbesetzte Plätze
Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes im Jahr 2016
14.12.2016 | Stephanie Matthes, Joachim Gerd Ulrich, Simone Flemming, Ralf-Olaf Granath
Aufgrund eines stabilen Ausbildungsplatzangebots bei gleichzeitig leicht sinkender Ausbildungsplatznachfrage haben sich die Marktverhältnisse im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr weiter verbessert. Trotz höher ausfallender Angebots-Nachfrage-Relation bestehen jedoch weiterhin Schwierigkeiten, Ausbildungsplatzangebot und -nachfrage zusammenzuführen. Auch aus diesem Grund ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in 2016 wieder gesunken und der Anteil der unbesetzten Ausbildungsplätze erneut gestiegen.
Entwicklung von Ausbildungsplatzangebot und -nachfrage
Im Jahr 2016 wurden bundesweit 563.800 duale Ausbildungsstellen angeboten. Das Ausbildungsplatzangebot blieb damit – trotz eines erneuten Rückgangs außerbetrieblicher Ausbildungsplatzangebote um -1.300 bzw. -7,0% – im Vergleich zum Vorjahr stabil (+60 Stellen bzw. +0,0%). Zuwächse im betrieblichen Ausbildungsplatzangebot waren vor allem in Ostdeutschland zu verzeichnen (+1.100 bzw. +1,4%). In Westdeutschland lag das betriebliche Ausbildungsplatzangebot um +400 bzw. +0,1% über dem Vorjahresniveau.
Der Trend rückläufiger Schulabgängerzahlen machte sich 2016 erneut in der Ausbildungsplatznachfrage bemerkbar. Deutschlandweit verringerte sich die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr um -0,4% (-2.300) und lag nun bei 600.900. Diese Entwicklung geht allein auf einen Nachfragerückgang in den westdeutschen Bundesländern zurück (-2.300 bzw. -0,4%). In den ostdeutschen Bundesländern blieb die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr stabil.
Da das Ausbildungsplatzangebot bundesweit weitgehend stabil blieb, die Nachfrage aber leicht zurückging, verbesserte sich erneut die Ausbildungsmarktlage aus Sicht der Jugendlichen. Die erweiterte Angebots-Nachfrage-Relation (eANR) – Zahl der Ausbildungsplatzangebote je 100 Nachfrager – stieg um 0,4 Prozentpunkte auf 93,8. Dies ist der höchste Wert seit 2007, als erstmals eine solche Messung vorgenommen werden konnte. Von einer verbesserte Ausbildungsmarktlage konnten sowohl die Jugendlichen in West- (+0,4 auf ANR = 93,3) als auch in Ostdeutschland (+0,3 auf ANR = 97,4) profitieren.
Erfolglose Marktteilnehmer
Wie bereits in den Vorjahren, erhöhte sich 2016 erneut die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplatzangebote, die bis zum Bilanzierungsstichtag 30. September nicht besetzt werden konnten. Insgesamt blieben bundesweit 43.500 Ausbildungsstellen offen, so viele wie seit 1995 nicht mehr. Im Vergleich zum Vorjahr stieg ihre Zahl um +1.900 bzw. +4,5%. Bundesweit waren zum Stichtag 30. September noch 8,0% des offiziell errechneten betrieblichen Ausbildungsangebots vakant. In Ostdeutschland lag der Anteil sogar bei 10,3%. Besonders starke Besetzungsprobleme waren erneut im Handwerk zu verzeichnen.
Auf Seiten der erfolglosen Ausbildungsplatznachfrager gab es 2016 im Vergleich zum Vorjahr kaum Veränderungen. Bis zum Stichtag 30. September waren bundesweit 80.600 Bewerber bei der Bundesagentur für Arbeit als „noch suchend“ gemeldet, -400 bzw. -0,5% im Vergleich zu 2015. Der Anteil der erfolglosen Bewerber an der offiziell ermittelten Nachfrage lag 2016 mit 13,4% weiterhin auf einem vergleichsweise hohen Niveau.
Die erneute Zunahme der Besetzungsprobleme von Ausbildungsplätzen und das nahezu unveränderte Ausmaß der Versorgungsprobleme von Ausbildungsstellenbewerbern führten dazu, dass sich die Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt weiter verschärften.
Entwicklung des Ausbildungsvolumens: neu abgeschlossene Ausbildungsverträge
Da das betriebliche Angebot im Zuge der wachsenden Passungsprobleme zu einem größeren Teil nicht ausgeschöpft werden konnte, gelang es bundesweit 2016 nicht, mehr Ausbildungsverträge als im Vorjahr abzuschließen. 2016 wurden insgesamt 520.300 neue Ausbildungsverträge registriert. Die Neuabschlusszahlen gingen damit im Vergleich zum Vorjahr um -1.800 bzw. -0,4% zurück. Dabei blieb die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Osten im Vergleich zu 2015 weitgehend stabil (-100 bzw. -0,1%). Der Westen war von einem Rückgang im Umfang von -1.700 bzw. -0,4% auf nunmehr 446.300 Verträge betroffen.
Wie bereits im Vorjahr sank 2016 jedoch allein die Zahl der Ausbildungsverträge, die mit jungen Frauen abgeschlossen wurden (-3.500 bzw. -1,7%). Die Zahl der Ausbildungsverträge mit jungen Männern stieg dagegen leicht an (+1.700 bzw. +0,5%).
Beteiligung ausbildungsinteressierter Jugendlicher an dualer Berufsausbildung
Neben der Zahl der offiziell ausgewiesenen Ausbildungsplatznachfrage ist die Zahl der institutionell erfassbaren ausbildungsinteressierten Personen für die Ausbildungsmarktbilanzierung von zentraler Bedeutung, da sie auch jene Ausbildungsstellenbewerber mit einschließt, die ihren Vermittlungswusch bereits vor dem Bilanzierungsstichtag 30. September aufgaben und die in der offiziellen Nachfrage (auch in der erweiterten Definition) nicht berücksichtigt werden.
Im Jahr 2016 konnten insgesamt 803.600 ausbildungsinteressierte Personen institutionell erfasst werden. Dies waren -1.800 bzw. -0,2% weniger als im Vorjahr, wobei der Rückgang der ausbildungsinteressierten Personen allein auf die Entwicklung in Westdeutschland zurückzuführen ist (-1.800 bzw. -0,3%). In Ostdeutschland stieg die Zahl der institutionell erfassbaren ausbildungsinteressierten Personen im Vergleich zum Vorjahr um 0,9% auf 117.500.
Bundesweit mündeten 64,7% aller institutionell erfassbaren Ausbildungsinteressierten in eine duale Berufsausbildung ein. Im Vergleich zu 2015 sank die Beteiligungsquote ausbildungsinteressierter Jugendlicher an dualer Berufsausbildung (EQI) damit leicht (-0,1 Prozentpunkte). In Ostdeutschland ging die Einmündungsquote noch etwas stärker zurück (-0,6 Prozentpunkte) und lag 2016 bei nur 63,0%.